Psychosoziale Opferberatung

Unser Angebot: ‚Psychosoziale Opferberatung‘

Mit unserer ‚Psychosozialen Opferberatung‘ bieten wir Betroffenen Informationen, Beratung, Stabilisierung und Klärungshilfe. Unser Angebot richtet sich an Betroffene, Zeugen, Partner und Angehörige.

In unsere Beratungsarbeit fließen Erfahrungen aus 33 Jahren Opferberatungsarbeit ein. Wir
wissen, dass die Suche nach Beratung und Klärung oft Zeit braucht. Anfangs stehen für Betroffene viele Fragen, Unsicherheiten und Sorgen im Raum, gerade dann, wenn akut ein Übergriff stattgefunden hat, mit dem psychische und/oder physische Verletzungen einher gagenen waren. Wir bieten Zeit für Gespräche.
Mit unserem ressourcenorientierten Ansatz bestärken wir Betroffene in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer Handlungsautonomie. Wir unterstützen sie in ihrem Wunsch, aus erlebten Ohnmachtserfahrungen herauszufinden und wieder selbstbestimmt Regie über das eigene Leben zu übernehmen.

  1. Stabilisierung durch Akzeptanz und Solidarität
    Wir nehmen Betroffene in ihren Anliegen ernst. Wir stellen die Existenz von Homophobie,
    Trans*phobie, LSBTIQ+ -feindlichen Übergriffen, vorurteilsmotivierte Gewalt in unserer Gesellschaft nicht in Frage. Wir wissen um den Druck, den viele Schwule, männlich Bisexuelle und MSM hinsichtlich des existierenden gesellschaftlichen Erwartungsdruck durch männliche Rollenstereotypen ausgesetzt sind. Wir wissen, dass LSBTIQ+ nicht immer das erhalten, was alle Menschen brauchen: Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung.
    Deshalb fühlen sie sich oftmals auch unverstanden und nicht ‚glaubhaft‘. Und wir wissen um
    die prägende Wirkung von Vorerfahrungen durch Minderheitenstress, der sich auf ihre Identitätsentwicklung und -findung ausgewirkt haben.
    Vorurteilsmotivierte Straftaten haben immer auch einen sogenannten ‚Botschaftscharakter‘,
    d.h. mit der Tat soll nicht nur die geschädigte Person getroffen werden, sondern es soll auch
    ein Signal an die ganze Gruppe der Menschen mit den gleichen Merkmalen ausgehen –
    eine homophobe Tat könnte jeden Schwulen treffen. Deshalb verbindet sich mit unserem
    Engagement und unserer spezifischen Opferhilfearbeit immer auch die Vermittlung einer
    Gegenbotschaft, nämlich dass LSBTIQ+ Teil unserer vielfältigen Gesellschaft sind, dass
    unsere Szenen Solidarität zeigen, dass demokratische Grundwerte verteidigt werden
    müssen, dass dafür gesellschaftspolitisches Engagement und Schutzmaßnahmen erforderlich sind, dass die Mehrheitsgesellschaft LSBTIQ+ nicht alleine lässt, und dass Betroffene von LSBTIQ+ -feindlichen Übergriffen selbstverständlich den gleichen Anspruch auf Hilfe und Unterstützung haben wie alle Betroffenen einer Straftat auch. Diese Gegenbotschaft erfährt Glaubwürdigkeit durch die Existenz von MANEO.
  2. Erstgespräche und ‚Psychosoziale Opferberatung‘
    Die Beratungsarbeit übernehmen ausschließlich hauptamtliche Mitarbeiter von MANEO, die
    für die Erstgespräche und die ‚Psychosoziale Opferberatung‘ geschult und ausgebildet wurden.
    Mitarbeiter, die nur die Erstgespräche übernehmen, erfassen die Anliegen der Betroffenen,
    den Sachverhalt, vermitteln Erstinformationen und leiten Betroffene an unsere ‚Psychosoziale Opferberatung‘ weiter. Sie wurden für diese Tätigkeiten geschult und eingearbeitet. Sie werden in dieser Arbeit fortlaufend begleitet, z.B. durch regelmäßige Teamsitzungen, Klausuren, Weiterbildungsangebote und Supervision. Sie kennen unsere Regeln und Standards. Nach einem Erstgespräch werden Betroffene mit ihren Anliegen an qualifizierte hauptamtliche Mitarbeiter von MANEO für die fortgesetzte ‚Psychosoziale Opferberatung‘ weitervermittelt. Bei diesen Mitarbeitern handelt es sich um qualifiziertes Personal, die spezielle Schulungen und eine Zusatzausbildung abgeschlossen haben (u.a. die Fachberatung für Opferhilfe und psychosoziale Prozessbegleitung). Sie setzen anschließend die Unterstützungarbeit mit Betroffenen fort (Stabilisierung, Klärung, Informations- und Kontaktvermittlung, Begleitung, Antragstellung etc.) und vereinbaren dazu weitere Termine. Unser Casemanagement orientiert sich an den individuellen Bedürfnisslagen der betroffenen Personen. Das Personal nimmt regelmäßig an Teamsitzungen und Supervision teil.
  3. Homophobe, vorurteilsmotivierte Taten ernst nehmen und erkennen Nicht immer sind für Betroffene die Grenzen zwischen Diskriminierung, Hasskriminalität und Straftaten ohne Vorurteilsmotivation deutlich. Nicht immer sind homophobe, vorurteilsmotivierte Taten auch als solche gleich erkennbar.
    Manchmal werden langandauernde Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen, die in
    der Familie, im Kindergarten und in der Schule begonnen haben und sich über den Freizeitbereich, Ausbildung und Berufsleben fortsetzen, für Betroffene zu „normalen Verhältnissen“, mit denen man sich arrangiert – auch wenn es auf Kosten der eigenen
    Gesundheit geht. Erlebter Minderheitenstress wird zum Alltag, zur Normalität. Dazu gehört
    Versteckspielen, die Inkaufnahme sozialer Einschränkungen, die Furcht vor neuen Übergriffen und sozialen Nachteilen, der Wunsch, weiteren psychischen Belastungen und neuem Stress aus dem Wege usw. Das ist ein Teil der Erklärungen, warum LSBTIQ+ nach LSBTIQ+ -feindlichen Übergriffen nur selten darüber reden oder Anzeige erstatten.
    In vielen Fällen sind die Täter*innen Unbekannte, können nach einer Tat nicht mehr ermittelt
    werden. Betroffene meinen, dass auch aus diesem Grund eine Anzeige keinen Sinn machen
    würde, weil die Polizei die beschuldigten Personen eh nicht finden würden.
    Oft treibt Betroffene die Sorge um, mit einer Anzeige bei der Polizei nicht ernstgenommen zu
    werden. Denn manchmal bleibt auch die Absicht der Tat im Dunkeln, oder die Beweislage erscheint Betroffenen unzureichend, z.B. wenn sie als schwules Paar Hand-in-Hand die
    Straße entlang gehen und plötzlich von Unbekannten wortlos geschlagen werden, oder
    wenn Betroffene, die sich zu einem Blind Date verabreden, unvermittelt angegriffen und
    ausgeraubt werden, oder wenn das Auto beschädigt wird, auf dem ein Regenbogenaufkleber hängt.
    Auch die Angst davor, mit erfahrener homophober Diskriminierung oder Gewalt erneut konfrontiert zu werden – z.B. durch die Erstattung einer Strafanzeige – weil dadurch
    belastende Vorerfahrungen in der sexuellen Identitätsfindung wieder geweckt werden
    können, kann dazu beitragen, dass Betroffene lieber schweigen.
    In der Arbeit mit vorurteilsmotivierten Straftaten ist das Wissen um die Sorgen und Ängste
    der Betroffenen wie auch das Wissen darum, dass sich grundsätzlich jede Straftat mit einer
    Vorurteilsmotivation verbinden kann wichtig und verlangt besondere Aufmerksamkeit.
    Deshalb beinhaltet unsere Arbeit, dass wir uns mit einer ganzen Bandbreite an Themen
    beschäftigen, nicht nur mit eindeutig homophoben Übergriffen, sondern auch mit Raubtaten,
    sexuellen Übergriffen, KO-Tropfen, häuslicher Gewalt, Zwangsverheiratung und Gewalt
    gegen Schutzbefohlene durch Familienmitglieder.
  4. Unsere Vernetzung
    MANEO arbeitet eng mit qualifiziertem Faxchpersonal zusammen, mit Fachärzten und Fachärztinnen, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten, die in der Arbeit mit LSBITQ+ erfahren sind. MANEO ist mit weiteren Beratungsstellen und Einrichtungen vernetzt. MANEO ist außerdem Mitglied im Arbeitskreis
    der Opferhilfen in Deutschland e.V. und engagiert sich für Verbesserungen in der professionellen Opferhilfearbeit und Qualitätsstandards, auch für Gesetzesreformen in Deutschland.
    Darüber hinaus stehen wir in regelmäßigem Kontakt mit den LSBTIQ+ -Ansprechpersonen
    bei der Berliner Berlin, Bundespolizei, und Berliner Staatsanwaltschaft, außerdem mit
    polizeilichen Fachressorts, z.B. dem Staatsschutz, um Betroffene zu unterstützen, die
    Strafanzeige erstatten wollen. In der Beschäftigung mit homophoben, vorurteilsmotivierten
    Straftaten bringt MANEO Erkenntnisse aus seiner Arbeit in Gespräche mit der Polizei und
    Staatsanwaltschaft ein. Ziel ist das bessere Erkennen und Verfolgen vorurteilsmotivierter
    Straftaten und die Entwicklung zielgerichteter und effektiver Präventionsstrategien.
    MANEO vermittelt grundsätzlich keine Betroffenen an Medien. MANEO wahrt die
    Anonymität der Betroffenen gegenüber Presse und Medien.

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·        Telefon: 030- 216 33 36 – tägl. 17.00 bis 19.00 Uhr, sonst AB.

·        Email: maneo@maneo.de

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