Regenbogenkiez

Der Schöneberger ‚Regenbogenkiez‘

MANEO engagiert sich seit seiner Gründung 1990 für den ‚Regenbogenkiez‘. Das Engagement steht für Empowerment und Gewaltprävention. Dazu zählt die von MANEO 1992 gegründete „Konzertierte Aktion“, mit dem das erste Lesbisch-Schwule Stadtfest 1993 organisiert worden war, und die Beleuchtungsaktion der Kuppel des U-Bahnhofes Nollendorfplatz in regenbogenfarbenem Licht.

Der Regenbogenkiez in Schöneberg ist einzigartig. In dieser Region verdichtet sich die größte Ansiedelung von LSBT*-Adressen in Berlin, allen voran Bars, Restaurants; Geschäfte und Partylocations. Die Sichtbarkeit und Offenheit führt jedoch auch immer wieder zu gewaltsamen, homophoben Übergriffen. Deshalb ist kontinuierliches Engagement wichtig. MANEO hat mit seiner Gewaltpräventionsarbeit im Regenbogenkiez eine Lücke gefüllt, denen man andernorts mit Quartiersmanagements begegnet war.

1992, als aufgrund des damals noch existierenden Strafparagraphen 175 das Verhältnis mit der Polizei belastet war und Übergriffe gegen Schwule im Kiez nicht mit dem nötigen Ernst verfolgt wurden, lud MANEO Wirte und Polizei zu einem ersten Runden Tischen ein. Ziel war es, die Gewaltprävention im Kiez, damit auch die Zusammenarbeit zwischen Wirten und Polizei zu verbessern. Vor diesem Hintergrund stellte Bastian Finke, Leiter von MANEO, die Idee eines Straßenfestes vor und initiierte so das erste Lesbisch-Schwule Stadtfest. Mit Hilfe der Wirte wurde die „Konzertierte Aktion“ gegründet, mit der die Idee realisiert werden konnte. Sechs Jahre lang koordinierte und leitete MANEO das Stadtfest, das weiterhin mit rund 400.000 Gästen zu einem der größten Open-Air-Events im Veranstaltungskalender Berlins zählt.

Kiezvision 2020

Anfang 2009 mobilisierte MANEO erneut unter dem Motto „Kiezvision 2020“. Dabei ging es um einen einzigartigen Sozialraum, der zwischen Nollendorfplatz, Winterfeldtplatz, Viktoria-Luise Platz und Wittenbergplatz liegt. Diesen Ort zeichnet sowohl Vielfalt als auch eine einzigartige Geschichte aus. Im damaligen „Eldorado“ an der Kalckreuthstraße Ecke Motzstraße – heute ein Bio-Supermarkt –, verkehrten beispielsweise Marlene Dietrich und Klaus Mann und im „Toppkeller“ in der Schwerinstrasse trafen sich Claire Waldoff mit ihren Freundinnen. In der Nollendorfstraße wohnte Christopher Isherwood, auf dessen Novelle „Leb wohl, Berlin“ das berühmte Musical „Cabaret“ basiert.

Mit der „Kiezvision 2020“ brachte MANEO Kreative und Kiezakteure zusammen und vor allem seine Ideen, um den Kiez weiter zu beleben und zu gestalten, als Lebensraum, Wohnraum, Arbeitsraum und Wirtschaftsraum, in dem alle Menschen zusammen leben sollen. Gefördert werden sollte die Region auch als traditionsreicher und kulturgeschichtlicher Ort. Geschichtsbewusstsein und Tradition, Wohnen und Architektur, Gewerbe und Handel, Tourismus und Internationalität, Ökologie und Nachhaltigkeit, lebendige Kultur und Kunst, eben Kreativität in der Region und damit für Berlin sollen entwickelt werden.

Auf der Suche nach einem geeigneten Projektnamen präsentierte Bastian Finke die Idee des „Regenbogenkiezes“ während man gemeinsam den neuen Verein „Pink Schöneberg“ gründetet, um weitere Vorhaben zu realisieren und zu finanzieren.

Internationale Fachkonferenz zur Bedeutung von „Regenbogenkieze“

Zu dem von MANEO präsentierten Konzept eines Regenbogenkiezes“ gehörte u.a. internationaler Erfahrungsaustausch. So organisierte MANEO vom 30.11. bis zum 03.12.2011 im Rathaus Schöneberg die erste internationale Fachkonferenz der Regenbogenkieze, die unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, und der Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler, stand. Die „International MANEO Conference (IMC)“ stand unter dem Titel „Building a Queer and Tolerant Neigbourhood“ und brachte 130 Experten aus aller Welt zu Fachgesprächen und Erfahrungsaustausch nach Berlin.

Link zu è Resümee der IMC 2011 [pdf-Datei]

Historische Bedeutung des Regenbogenkiezes

Außerdem beauftragte MANEO den Historiker Andreas Pretzel, die Geschichte über den Regenbogenkiez aufzuarbeiten. Erste Ergebnisse und Erkenntnisse präsentierte Andreas Pretzel auf der „International MANEO Conference (IMC)“ 2011. Wenig später wurde das Buch „MANEO-Kiezgeschichten: Historische Orte und schillernde Persönlichkeiten im Schöneberger Regenbogenkiez“ der Öffentlichkeit vorgestellt.

Link zu è Unterbereich Empowerment I. – 4.2: History

Seit 2015 kann MANEO die Idee von Kiezrundgängen durch den Schöneberger Regenbogenkiez weiter entwickeln. Unterstützt durch die MANEO-Empowerment Kampagne (MEK) werden seit 2017 Kiezrundgänge angeboten.

Link zu è Unterbereich Empowerment I. – 4.1: Allg. Kultur und Geschichte

Das Lesbisch-Schwule Stadtfest

Als Bastian Finke, Leiter von MANEO – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin – in den 90er Jahren noch als „Schwules Überfalltelefon Berlin“ bekannt – 1992 Wirte und Vertreter der Berliner Polizei zu einem Runden Tisch einlud, stand eine konkrete Idee im Hintergrund: das angeschlagene Vertrauensverhältnis zwischen den schwulen und LSBT*-Szenen in Berlin und der Polizei sollte verbessert werden. Denn das Verhältnis war stark angeschlagen, nicht nur aufgrund der Verfolgungsgeschichte unter dem Strafparagraphen 175, sondern auch weil neu-erklärte Schritte der Polizei Berlin, ihr Verhältnis zu den Szenen verbessern zu wollen, immer wieder durch einzelne Polizeiaktionen – d.h. polizeiliche Kontrollen an Szeneorten, homophobe Übergriffe, die für viele nicht ernsthaft geahndet wurden – massiv in Kritik stand. Die Kritik kam vor allem aus Szenebereichen, die damals die politischen Debatten in den LSBT*-Szenen dominierten und der Polizei misstrauten, deshalb auch nicht wollte, dass MANEO an einem Dialog mit der Polizei arbeitete. Nach mehreren Polizeieinsätzen, die erneut in Kritik gerieten, gab schließlich auch Mann-O-Meter e.V., der Trägerverein des Schwulen Überfalltelefons, diesem Druck nach und beendete seinen Dialog mit der Polizei, eben auch mit dem 1990 noch kommissarisch eingesetzten Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Als 1992 dann seine Funktion aufgewertet und als feste Stelle eingerichtet wurde, konnte MANEO seinen Dialog wieder fortsetzen. Doch war in der Zwischenzeit viel gewonnenes Vertrauen verloren gegangen, dass jetzt wiedergewonnen werden musste.

Um Bündnispartner für seine Gewaltpräventionsarbeit und seinen Dialog mit der Polizei zu gewinnen, schuf MANEO sowohl den Runden Tisch wie auch die „Konzertierte Aktion“, ein Bündnis mit den Wirten. Und um das Bündnis mit konkreten Zielen und Aufgaben zu festigen, brachte Bastian Finke die Idee eines Straßenfestes ein, das sogleich aufgegriffen und umgesetzt wurde.

In den folgenden sechs Jahren leitete und koordinierte Bastian Finke das Straßenfest, das sich bis 1998 als Stadtfest ausbaute und die Größe gewann, die es noch immer einnimmt. Fast jedes Jahr besuchen 350.000-400.000 Menschen das Fest, das schon damals Menschen zusammen bringen wollte, Projekte und Unternehmen, LSBT* und Heterosexuelle.